Sonntag, 25. Juli 2010

Der letzte Tag unseres Japanaufenthalts neigt sich dem Ende zu und so wird es Zeit, wie ich finde, fuer ein paar abschliessende Worte. Hier kommt Annas kleines Resuemee-ABC:

A wie Absaetze. Bei Japanerinnen anscheinend unumgaenglich...aber sogar dann bin ich (!) immer noch ein Huene.

B wie Bear-bell. Ein Ausruestungselement, das an einer professionellen Wanderkluft nicht fehlen darf! Vermutlich empfohlen in jedem guten japanischen Wanderknigge zur Abschreckung der wilden Baeren, die rechts und links des vorgefertigten, 1-Meter-breit-ausgebauten sowie an jeder kleinen Kruemmung sehr gut ausgeschilderten Wanderpfades wuetend und ausgehungert zum Angriff bereit lauern. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass die ungewohnte Stille der Natur so durch ein gewohntes Gebimmel (siehe hierzu auch X) untermalt wird. Das gibt gleich doppelte Sicherheit und macht auch noch schoen Musik.

C wie Caramel Corn. Sehr leckerer Snack in Eulenverpackung. Unser Notfallplan ist, die geheime Zutat X auszuspionieren und die Snackherrschaft in Deutschland an uns zu reissen.

D wie Deutsu. "Aaaaah Deutsssuuu!... ... ... Do you like japanese beer?" Ja. Das moegen wir. Sehr sogar. Ist auch sehr gut um in Notfaellen den Essensgeschmack zu neutralisieren. (siehe hierzu auch E)

E wie Essen. Wir haben versucht die japanische Kueche so umfangreich wie moeglich zu goutieren. Das Ergebnis ist bahnbrechend: manchmal richtig lecker, manchmal so lala, manchmal richtig eklig. Und ich will Konsistenz! Und Gemuese!

F wie Fisch. Ja, da hab ich wirklich ein Problem. Alles scheint aus, mit, in oder um Fisch zu sein - sogar Tee weist beizeiten eine seichte, meinen Gaumen erfreuende, Fischnote auf. Und die Vegetariertour zieht auch nicht. Fisch gilt hier anscheinend nicht als Tier.

G wie Glueckspiel. Einfach nur Wahnsinn wie viele Spielhoellen es hier gibt. Und auch ziemlich gruselig, dass sie zu jeder Tages- und Nachtzeit ueberfuellt sind.

H wie Handy. Accessoire Nummer eins und das ohne Altersbeschraenkung. Hat anscheinend auch Vorrang vor sozialen Beziehungen. So trifft man sich gerne einmal gemuetlich im Cafe um sich kollektiv alleine mit dem eigenen Handy zu beschaeftigen. Und moeglichst viel Gebimmel und Gebommel sollte dran sein.

I wie Infektionen. Anders kann ich mir nicht erklaeren warum man hier bei 37 Grad und was-weiss-ich-fuer-einer Luftfeuchtigkeit mit Mundschutz und Handschuhen herumlaeuft. Als aeusserst verstaendnisfoerdernd praesentiert sich der Mundschutz uebrigens auch bei Busfahrerdurchsagen!

J wie Japanisch. "Oishiiiii!" Mein liebstes und vorsichtshalber einfach immer mal geschmettertes Wort.

K wie Kitsch. Die Anna freut's, den Micha graut's.

L wie Latschen (die Hausschuhe, nicht das Laufen, wobei, naja eigentlich ja beides). Raus aus den Schuhen, rein in die Schluffen, raus aus den Schluffen, rein in die Schluffen, raus aus den Schluffen...etwas gewoehnungsbeduerftig und umstaendlich, aber eigentlich ganz suess. Gepaart mit den vielen Hostelfuessen aber eher nicht so optimal.

M wie Muelleimer. Sind auesserst rar gesaet. Trotzdem sind die Strassen wie geleckt. Ist mir immer noch ein Raetsel.

N wie Nikko. Hat mir alles in allem am besten gefallen.

O wie Onsen. Auch toll! Koennte man in Deutschland ruhig auch mal einfuehren. Und bitte direkt mit Wasserfall. (siehe dazu auch W)

P wie Plastik. Japan ist Plastikland. Spielzeug aus Plastik, Haare aus Plastik, Brueste aus Plastik, Kleidung aus Plastik, Essen aus Plastik eingepackt in Plastik und nochmal in Plastik und dazu noch eine Plastiktuete...vielleicht wirkt Japan auf mich deswegen immer noch so unecht.

Q wie Quetschen. Es ist eng hier.

R wie Rotzen. Trotz groesstem Hygienefimmel wird hier gerne laut auf die Strasse gespuckt. Dafuer einfach den Mundschutz (siehe I) kurz unter's Kinn schieben und los geht's.

S wie Shibuya 109. Womit wir wieder beim Plastik waeren. Dazu fehlen mir eigentlich die Worte. Ein gefuehlt nie enden wollendes Kaufhaus in Tokio voller Maedchenklamotten und vermutlich geklonten Plastikmaedchenverkaeuferinnen.

T wie Tradition versus Technik. Und das ist nur ein Beispiel fuer die vielen Gegensaetze des Landes.

U wie Unterhaltungsshows. Ich empfehle den Fernseher einfach aus zu lassen.

V wie Vending machine. Sie sind ue-b-e-r-a-l-l. Vornehmlich um sich Getraenke oder Gebimmel und Gebommel fuer's Handy (siehe H) zu ziehen. Aber auch beispielsweise Batterien oder Krawatten koennen hier jederzeit erstanden werden. Falls einem zwischendurch halt mal nach einer Krawatte ist. Das ist praktisch.

W wie Wasserfaelle. Ein sehr schoener Aspekt Japans.

X wie Xylophonmusik. Auch schon mal gerne in einem Park oder an Ampeluebergaengen, aber vorzugsweise in Bahnhoefen verwendete atmosphaerische sowie signalisierende Untermalung der Situation. So wird hier der heran-, herein- und herausfahrende Zug durch verschiedene Melodeien angekuendigt, sodass sich ein permanentes und herrliches Klangspiel der einzelnen Gleise ergibt.

Y wie Yen. Davon braucht man hier viel.

Z wie Zugfahrten. Dank unseres Rail Passes sehr komfortables und schnelles und oberallerpuenktlichstes Fortbewegungsmittel, das es uns ermoeglichte in vier Wochen kreuz und quer durchs Land zu duesen.

Nun die allerwichtigste Frage zu Schluss: Wuerde ich nochmal wieder kommen?
Wegen der Staedte - nein!
Wegen der Landschaft - schoen eher.
Wegen der Menschen - definitiv!



Samstag, 24. Juli 2010

Unsere vorletzten beiden Tage in Japan verbringen wir in Kamakura. Und es ist heissssssss. Neben einem kurzen Besuch dieses imposanten Buddhas von aussen...

...und zur Abwechslung auch mal von innen...

...schaffen wir es lediglich uns zum Strand zu schleppen, welcher sich als auesserst anheimelnd, nein - ich moechte sogar meinen als geradezu paradiesisches Kleinod herauskristallisiert.

Hoehepunkt des Tages sind meine, trotz Sonnenschutzfaktor 100, verkohlten Beine und die Tombi-Seeadler-Greifvogel-Wasauchimmer-Attacke auf Michas Broetchen samt Hand.

Aber dafuer darf ich am Abend einen Yukata tragen! Sieht eigentlich recht bequem und gemuetlich aus - ist es aber NICHT.

Freitag, 23. Juli 2010

Eine Woche mit vielen Stationen und leider wenig Internet.
Deswegen hier nun brav der Nachtrag.
Wir waren am Meer!

Zunaechst in Shirahama, wo wir uns wieder einmal kompliziert via Zuegen und Bussen und Fussmaerschen hingekaempft haben.

Es folgt ein Foto des PVC-Fussbodens in Teppichoptik unseres Geisterhotels. Gesehen haben wir nur einmal KURZ eine alte Frau, die das Geld fuer unsere zwei Uebernachtungen einkassiert hat. Ansonsten haben wir keinen einzigen Menschen in dem gesamten Komplex getroffen...ein bisschen gruselig.

Neben dem Strand hatte Shirahama uebrigens noch...nicht besonders viel zu bieten.
Abgesehen von diesem Observationsturm...

...mit diesem informativen Schild.

Und diesem Felsen mit Guckloch.

Und dieser von uns sehr geschaetzten Kopfbedeckung.

Und dieser niedlichen Tierschar.

Uuuund - jetzt wollen wir mal nicht so sein - diesem Feuerwerk, das uns netterweise an Michas Geburtstag am Strand praesentiert wurde. Am gleichen Tag war uebrigens der japanische "Tag des Meeres". Das fanden wir schon recht passend, da mal im und am Meer zu sein.

Am Mittwoch dann ein kurzer Aufenthalt nach einer langen Fahrt in Yokohama. Mehr als Chinatown und den Hafen haben wir allerdings nicht gesehen. War schon spaet.

In Chinatown haben wir uebrigens endlich mal wieder RICHTIG lecker gegessen. Zum Glueck auch ein komplettes Menue, sodass wir NOCH mehr Ueberraschungs-Leckereien kredenzt bekommen haben, als unser sowieso schon glueckliches Herz vertragen konnte. Glibberfleisch mit diversen Glibbereien und zum Nachtisch noch mehr Glibber. Die folgende appetitanregende Auslage haben wir zum Glueck erst nachher entdeckt.

Am naechsten Tag dann aber WIRKLICH etwas Ansprechendes fuer die Sinne. Nach all den halbschlaflosen Naechten haben wir uns eine Uebernachtung in einem Ryokan gegoennt.

Mit Onsen - einer heissen Quelle, in der man gemeinschaftlich badet. Und was fuer einer! So mag es dort frueher mal ausgesehen haben.

Und so sieht es dort auch jetzt noch aus.


Sonntag, 18. Juli 2010

Also, diesmal muss ich auch mal was schreiben, da ich das Drehen und Ausrichten der Wagen auf dem Gion Matsura Umzug durchaus beeindruckend fand. Vermutlich da mein winziges Ingenieurgen angesprochen wurde und ich mir ausgemalt habe, wie schwierig es ist die Wagen auszurichten, damit sie fuer die naechsten Kilometer geradeaus laufen. Ihr wisst ja, starre Achsen, nix Lenkrad. Ausserdem habe ich schon haesslichere Staedte als Osaka gesehen z.B. einige Ecken von Gelsenkirchen.
Was ich unbedingt noch loswerden muss ist dem Riechorgan meiner riesigen Nase zu verdanken. Viele Japaner riechen nach Uli und bei Sonneneinstrahlung riecht Anna nach Curry (Madras).
Und da sind wir auch schon nicht mehr in Osaka!
Mann mann mann, das ist vielleicht ein Staedtchen. Zum jetzigen Zeitpunkt bekommt es von mir den grauen Orden der schaebigsten und aller haesslichsten Stadt der Welt verliehen. Das kann vielleicht aber auch an dem besonders gruseligen, stinkenden, verkakerlakten Viertel liegen, in dem wir aus finanziellen Gruenden mal wieder verweilten.
Und noch eine kleine Antipathie haben wir entwickelt. Diesmal gegen zwei Personen, die uns bereits seit Anbeginn unserer Reise begleiten. Sie tragen die klangvollen Namen Angela und Rainer Koehler und werden manchmal auch liebevoll von uns als Trutschki und Putschki bezeichnet. Schon in dem Klappentext-Interview des Marco Polo-Reisefuehrers Japan wirken sie durch ihre gewitzten Antworten ausserordentlich sympathisch. Und sie geben wirklich suuuuuper Tips, die sie brav von irgendwelchen Touristeninformationscenterblaettchen abgeschrieben haben. Und auch ziemlich geheime "Insider-Tips". So empfehlen sie uns auch ganz brandheiss das tolle Gion Matsuri-Festival in Kyoto, zu dem wir am Samstag aus Osaka entfliehen. Ist bei den Japanern auch wirklich eine Attraktion. Ein lautes Ooooh und Aaaaah geht durch die Reihen, als dieser grosse Wagen endlich endlich nach einer Viertel Stunde mal um drei Zentimeter nach links manoevriert wird.





Ich bin allerdings etwas gelangweilt und wuensche mir klammheimlich, dass die mal ein paar Bonbons schmeissen wuerden.
Mein Highlight der ganzen Chose: Diese Frau in Kimono plus Handy.

Wir fluechten vor dem Gedraenge und schauen uns stattdessen lieber noch einen Tempel an. Zu sehen gibt es dort diesen kilometerlangen imposanten Gang aus Pfaehlen, von dem es aber dank unserer beider Fotografiekuenste nur verwackelte Bilder gibt.

Deswegen hier lieber nochmal eine schlafende Katze.

Sauber gehalten wird die Anlage uebrigens von der Frau Darth Vaders.

Heute setzen wir unsere Reise dann in Richtung Nara fort und erreichen mit diesem toll dekorierten Zug unser Ziel.

Und hier gibt es noch einmal GANZ viele Rehe! 1200 Goetterboten leben hier, sagen uns Trutschki und Putschki. Sie wurden von den Moenchen hierher gebracht und unter Todesstrafe vor der Jadg geschuetzt.

Und natuerlich kann man an jeder Ecke ueberteuerte Reiskraecker kaufen, damit auch jeder mal unter kicherndem Quieken oder quiekendem Kichern ein Rehlein fuettern kann. Ansonsten bedienen sich die Rehe aber auch gerne selber.

Nara ist uebrigens ziemlich schoen und unser Hostel ist eine echte Entschaedigung fuer die letzten drei Naechte. Das einhundert Jahre alte Holzhaus, eine ehemalige Kalligrafie-Schule von dem beruehmtesten Kalligrafie-Schreiber Japans wird von einem sehr netten Paar betrieben, die uns voller Stolz in die Eigenschaften der Teestube und des Gartens und der ihrer Meinung nach zum World-heritage gehoerenden diversen Dinge, wie einer Bank und einem Baumstamm und einem eingerahmten Schriftstueck von besagtem Kalligrafie-Kuenstler, einweisen. Ist aber auch wirklich ein tolles Haus! Bloederweise gibt es davon nur dieses Foto vom Eingang.

Ansonsten ist Nara beruehmt fuer diesen grossen Buddha im Todai-ji-Tempel.

Viel beeindruckender fand ich allerdings diesen freundlichen Gesellen aus Holz.

Und zum heutigen Abschied hier noch einmal ein paar florale Eindruecke aus einem Garten eines kleineren Tempels in der Naehe unseres Hostels.

Lotusknolle, lecker auch frittiert.

Und Kathrin, hier gibt es ein tolles Cafe!

Freitag, 16. Juli 2010

Wir waren in Hiroshima.
Wahnsinn, wie sehr diese Stadt allen anderen bisherigen japanischen Staedten gleicht.
Wobei ich ja fand, dass die Stadt architektonisch ein klitzekleines bisschen luftiger wirkt. Micha meint, das liegt daran, dass wir uns so langsam an die Platzarmut gewoehnen. Ich meine, es liegt daran, dass die Stadt architektonisch luftiger ist.
Aber ansonsten - nichts mehr zu sehen. Abgesehen von dieser Domruine und vielen weiteren kleinen Denkmaelern, die immer noch an den Fall der Atombombe erinnern.

Waren danach noch im Friedensmuseum.

Alles in allem eine sehr traurige und beruehrende Erfahrung.
Deswegen hier zur Aufmunterung etwas ganz anderes:

Hihihi...

Auch in Hiroshima, allerdings ein kleines bisschen weiter entfernt, liegt die Insel Miyajima. Und da gibt es ganz schoen viele wilde Rehe.

Und seeeelbstverstaendlich auch einen Schrein!
Der ist allerdings wirklich toll, heisst Itsukushima und liegt im Wasser. (Wenn nicht gerade Ebbe ist.)





Und ein Tor gibt es auch! Und das heisst, jetzt kommt der Hit:
O-torii!

Und dann gibt es da noch einen weiteren Tempel, weiter oben auf dem Berg, dessen Namen ich allerdings vergessen habe. Und der ist AUCH der Hit! So viele verschiedene Maennchen an EINEM Ort habe ich noch nie gesehen. Hier sind ein paar auserlesene Kostproben. (Und das sind wirklich noch laengst nicht alle...)





















Und der Konservendosen-Schrein:

Eine wirklich schoene Insel.

Ja. Und nun sind wir in Osaka.